Pogo statt Ballett

Pogo statt Ballett

Schalke stürmt in fast schon wundersamer Weise an die Spitze der 2. Bundesliga

Nach Jahren des Kampfes führt der FC Schalke 04 die Liga nun mit einem unerbittlichen, hochintensiven Spielstil an. Der Aufstieg kommt nach zwei Saisons im Abstiegskampf und einem demütigenden Abschied der Fans im vergangenen Mai – dem schlechtesten Abschneiden in 121 Jahren Vereinsgeschichte.

Bevor Miron Muslić das Ruder übernahm, hatte Schalke zwei Jahre lang die Erwartungen nicht erfüllt. Der Tiefpunkt war im Mai erreicht, als die Anhänger das Team nach einer katastrophalen Saison wütend verabschiedeten. Dieser Moment zwang den Verein zu einem radikalen Umdenken.

Frank Baumann, der mit einem fast nicht vorhandenen Budget arbeiten musste, formte die Mannschaft nicht durch teure Transfers, sondern durch kluge Entscheidungen um. Er verpflichtete Muslić, der gemeinsam mit Baumann einen Prozess der Selbstfindung einleitete. Der neue Ansatz setzt auf Einfachheit, Intensität und einen schmucklosen Stil – ähnlich wie in Schalkes erfolgreichsten Zeiten unter Trainern wie Huub Stevens oder Domenico Tedesco. Die Mannschaft spielt nun mit einer punkigen Wildheit: laut, aggressiv und reißt Gegner mit schierer Energie mit. In der Statistik der absolvierten Sprints führt Schalke die Liga an – ein klares Zeichen für die „Alles-oder-nichts“-Mentalität. Obwohl die Mannschaft weniger Tore schießt als die Abstiegsrivalen Fürth und Dresden, kassierte sie in Deutschlands drei höchsten Ligen die wenigsten Gegentreffer. Nur sechs neue Spieler wurden verpflichtet, jeder passend für das direkte, hochaggressive Pressingsystem. Sven-Sören Christophersen, mittlerweile Sportdirektor des Clubs, hat an dieser Wiedergeburt mitgewirkt. Zwar bleibt sein genauer Einfluss unklar, doch fällt sein Wirken mit Schalkes Aufschwung Ende 2025 zusammen.

Der Wandel bei Schalke ist ebenso eine Frage des Selbstvertrauens wie der Taktik. Der hochintensive Spielstil kaschiert viele Schwächen und beweist, dass Glaube und Einsatz technische Grenzen überwinden können. Der Verein steht nun an der Tabellenspitze – und widerlegt damit nach Jahren des Niedergangs alle Erwartungen und Kritiker.