„Ohne mich!“ – Wie die Bundeswehr 1955 gegen Proteste und Atomangst gegründet wurde

„Ohne mich!“ – Wie die Bundeswehr 1955 gegen Proteste und Atomangst gegründet wurde
70 Jahre Bundeswehr: „Ohne mich!“
Teaser: Die Bundeswehr entstand im Kontext des Ost-West-Konflikts. Doch die Debatten über Wehrpflicht und NATO-Ziele aus den Gründungsjahren hallen bis heute nach.
**Westdeutschlands Rückkehr zur militärischen Stärke nach dem Zweiten Weltkrieg löste heftige Kontroversen und Proteste aus. 1955 trat das Land der NATO bei und gründete die Bundeswehr – ein Schritt, der auf vehementen Widerstand von Wissenschaftlern, Aktivisten und Teilen der Bevölkerung stieß, die eine Remilitarisierung und atomare Aufrüstung fürchteten.
Der Druck zur Wiederbewaffnung begann Anfang der 1950er-Jahre. Ein für 1951 geplantes Volksbegehren zum Thema wurde vom Innenministerium blockiert – ein Zeichen für die Entschlossenheit der Regierung. Es folgten Proteste, die mit harter Hand niedergeschlagen wurden. 1952 erschoss die Polizei in Essen einen jungen Mitglieder der Freien Deutschen Jugend (FDJ) während einer Demonstration.
Am 12. November 1955 wurde die Bundeswehr offiziell gegründet, zunächst unter dem Namen Bundeswehrmacht oder schlicht Streitkräfte. Der Begriff Bundeswehr setzte sich ab dem 1. April 1956 durch. Die Entscheidung löste breite Ablehnung aus; viele übernahmen den Slogan Ohne mich!. 1956 führte der Bundestag nach hitzigen Debatten die Wehrpflicht ein.
Die Opposition wurde lauter, als die NATO ihre Nuklearstrategie ausbaute. Die ersten Ostermärsche Ende der 1950er-Jahre richteten sich gegen Atomwaffen und eine mögliche deutsche Beteiligung an der nuklearen Teilhabe. 1957 unterzeichneten 18 renommierte Wissenschaftler – darunter die Nobelpreisträger Otto Hahn und Carl Friedrich von Weizsäcker – das Göttinger Manifest. Als Göttinger Achtzehn warnten sie vor der atomaren Bewaffnung der Bundeswehr.
Trotz des öffentlichen Widerstands schritt die militärische Integration Westdeutschlands in die NATO voran. Die Bundeswehr etablierte sich als feste Institution, während Proteste und wissenschaftlicher Widerstand tiefgreifende Spuren in der Nachkriegsidentität des Landes hinterließen. Die Debatten der 1950er-Jahre legten den Grundstein für spätere Bewegungen gegen Atomwaffen und militärische Aufrüstung.

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