Sinalco: Vom vergessenen Coca-Cola-Rivalen zur Kultmarke mit dunkler Vergangenheit

Sinalco: Vom vergessenen Coca-Cola-Rivalen zur Kultmarke mit dunkler Vergangenheit

Ein deutsches Sprudelgetränk mit bewegter Vergangenheit feiert ein überraschendes Comeback

Sinalco, einst ein globaler Konkurrent von Coca-Cola, war nach dem Zweiten Weltkrieg fast in Vergessenheit geraten. Doch nun wird seine von Neuerfindungen und Krisen geprägte Geschichte durch neue Produkte und sogar eine theatralische Aufarbeitung wiederentdeckt.

Alles begann 1902, als der Detmolder Apotheker Franz Hartmann aus Orangenschalen und Zitronen ein konzentriertes Sirup herstellte. Mit Wasser gemischt, ergab eine Flasche über 60 Liter des sprudelnden Getränks. Der Naturheilkundler Eduard Bilz empfahl das Produkt, das daraufhin seinen ersten Namen erhielt: Bilz-Brause.

1905 benannte Hartmann es in Sinalco um – eine Abkürzung für sin alcohol, also „ohne Alkohol“. Das Getränk verbreitete sich weltweit, sogar bis in den Nahen Osten. Doch der Krieg unterbrach den Erfolg. Während des Zweiten Weltkriegs, als Coca-Cola von Sirup-Importen abgeschnitten war, kreierte das Unternehmen aus Reststoffen wie Molke und Apfeltrester Fanta. Sinalco hingegen wurde unter den Nationalsozialisten „arisiert“, um nach 1945 wieder „entnazifiziert“ zu werden.

Nach dem Krieg kämpfte Sinalco vergeblich gegen die Dominanz von Coca-Cola. Trotz einer Nischenbeliebtheit im Ausland verblasste die Marke. 1982 übernahm die Hanns-Peter Zimmern AG, und 1995 brachte die Sinalco International GmbH & Co. KG das Getränk mit über zwanzig Geschmacksvarianten zurück. Sogar die Bilz-Brause kehrte als Bilz-Seele BioLimo zurück – eine Bio-Limonade, die als „Marty McFly der Zitronengetränke“ vermarktet wird.

Die bewegte Vergangenheit inspirierte auch die Kunst: Das Staatstheater Detmold zeigte Happiness Is an Orange, ein Musical über Sinalcos NS-Zeit. Kritiker bemängelten jedoch eine oberflächliche Aufbereitung ohne Tiefe. Dennoch lebt das Erbe des Getränks weiter – verbunden mit Innovation, aber auch dunklen Kapiteln.

Noch vor Sinalco hatte Hartmanns dampfdestillierter Schnaps die Märkte geflutet und soziale Schäden angerichtet. Billiger Alkohol führte zu Gewalt und zerbrochenen Familien – ein scharfer Kontrast zum späteren Erfolg des Erfrischungsgetränks.

Heute existiert Sinalco als Nischenmarke mit treuer Fangemeinde. Unter der RheinfelsQuellen Hövelmann GmbH & Co. KG wird das Originalrezept bewahrt. Während Coca-Cola den Weltmarkt beherrscht, bleibt Sinalcos Geschichte – vom Apothekenexperiment bis zu den Kriegswirren – ein einzigartiges Kapitel der Getränkegeschichte.